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In den kommenden 15 Jahren werden 1,5 Millionen der heute insgesamt 4,6 Millionen Beschäftigten im Öffentlichen Dienst altersbedingt ausscheiden – es droht ein Personalnotstand.

Wenig Neueinstellungen und frühere Sparmaßnahmen führen zu Personalnotstand

Auf dem Weg zur Arbeit oder in die Stadt werden Ihnen sicher Plakataktionen auffallen: An vielen Bahnhöfen wirbt die Bundeswehr um Nachwuchskräfte (im Rahmen einer Aktion „Digitale Kräfte), mal sucht die Bundespolizei (Aktion „Wir suchen die Guten“) engagierten Nachwuchs. Wenn Sie sich jetzt fragen sollen, wo dieser plötzliche Personalmangel herkommt, dann lohnt sich ein Blick auf die Einstellungspraxis der letzten Jahre bzw. auch die Altersstruktur der Beschäftigten.

Der Vorsitzende des deutschen Beamtenbundes hat in einem Interview der Funke Mediengruppe (die u.a. die Hörzu und weitere Publikumszeitschriften verlegt) gewarnt: In den nächsten 15 Jahren würde ein Drittel der 4,6 Millionen Beschäftigten des öffentlichen Dienstes in den Ruhestand treten (https://beamtenversicherung-stuttgart.de/blog/2017/04/26/oeffentlichem-dienst-droht-ein-personalnotstand/)!

Damit droht ein Personalnotstand im Öffentlichen Dienst, der teilweise schon jetzt sichtbar wird. In der Polizei und Justiz werden jede Menge Überstunden angehäuft, wie Medien in regelmäßigen Abständen berichten. Für die Bürgerinnen und Bürger ergeben sich erhebliche Wartezeiten auch bei Routineanzeigen oder kleineren Gerichtsverfahren! Der dbb Chef wählt allerdings nicht das gleiche Beispiel wie unsere Redaktion, sondern ein noch dramatischeres: Er spricht von 20 Prozent Unterbesetzung in der Finanzverwaltung, was zu erheblichen Einnahmeausfällen führen würde.

Inzwischen haben insbesondere die Länder und der Bund das Problem erkannt:
+ In vielen Bereichen wurden zu viele Stellen gestrichen, was sich nachhaltig negativ auf die Zahl der Neueinstellungen ausgewirkt hat. So stieg das Durchschnittsalter der Belegschaft stetig an, viele jüngere Jahrgänge sind im öffentlichen Dienst unterrepräsentiert.
+ Inzwischen wurden die früher sehr restriktiven Altersbeschränkungen aufgehoben. Insbesondere die Bundeswehr arbeitet daran den Personalnotstand im Öffentlichen Dienst zu beheben: Hier wurden die Altersgrenzen für sog. Mangelverwendungen erheblich nach oben gesetzt.

Die gute Nachricht ist, dass sich die vermehrte Zahl an Neueinstellungen schon in ein bis zwei Jahren durch eine erheblich verbesserte Dienstleistungsqualität für die Menschen auszahlen wird: Die Beamtenanwärterinnen und Beamtenanwärter verfügen dann über das notwendige Wissen, um auch selbständig arbeiten zu können.

Durch die kritische Phase des Personalnotstands müssen aber leider Beschäftigte und Bürger gleichermaßen durch. Vielleicht hilft der Personalnotstand auch dabei, das eigene Wahlverhalten oder auch die politische Grundüberzeugung zu hinterfragen. Nicht immer bedeuten „weniger Steuern“ auch mehr Lebensqualität. Insbesondere dann, wenn neben dem Personalnotstand auch ein Investitionsstau im Öffentlichen Dienst zu beobachten wäre.

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